Online-Umfrage
Ergebnisse der Online-Umfrage im Projekt "AuTiS"
Im September 2023 startete unter dem Projektnamen „AuTiS“ an der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern (AFFBY) das vom StMAS initiierte Projekt zur Umsetzung der Autismusstrategie Bayern, welche im Bereich der Frühförderung darauf abzielt die Teilhabemöglichkeiten und die Lebensqualität von Kindern mit Autismus und ihren Familien zu verbessern.
Im Rahmen dieses Projektes sollen Qualifizierungsmaßnahmen für Frühförder-Fachkräfte zum Thema „Autismus“ angeboten werden, um für das Thema zu sensibilisieren und das Wissen und die Kompetenzen der Fachkräfte im Bereich der Früherkennung und -förderung zu vertiefen. Darüber hinaus möchte das Projekt die Vernetzung von Fachkräften der Interdisziplinären Frühförderstellen (IFS) untereinander und mit anderen im Bereich der frühen Kindheit tätigen Institutionen mit Fokus auf das Thema Autismus fördern.
Um die Qualifizierungsangebote entsprechend bestehenden Bedarfen in Bezug auf die Wissenserweiterung und Vernetzung zum Thema Autismus-Spektrum-Störung (ASS) konzipieren und weiterentwickeln zu können, hat das Projektteam der AFFBY alle Leitungen der bayerischen Frühförderstellen eingeladen, von Mitte November bis Mitte Dezember 2023 an einer Online-Umfrage teilzunehmen.
Die Online-Umfrage umfasste insgesamt 17 (offene und geschlossene) Fragen. Ein erster Teil erfasste den Bezirk der Frühförderstelle und persönliche Angaben zur Leitung (Berufsfeld und -erfahrung, besuchte Veranstaltungen zum Thema ASS und Einschätzung der Relevanz erworbenen Wissens). Ein zweiter Teil umfasste die einrichtungsbezogene Abfrage des Anteils von Kindern mit der Thematik ASS, des Anteils von Mitarbeiter*innen mit Basiswissen, konkretem Methodenwissen und vertiefener Qualifizierung, die Abfrage der empfundenen Herausforderung in verschiedenen Bereichen der Arbeit mit Kindern mit ASS und Angaben zu vorhandenen hilfreichen Ressourcen und gewünschter Unterstützung im Umgang mit den Herausforderungen. Zudem wurde nach bestehenden Kontakten der Frühförderstellen zu anderen Einrichtungen/Organisationen in Bezug auf die Thematik ASS gefragt.
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Umfrage zusammenfassend dargestellt:
Persönliche Angaben zur Leitung
An der Umfrage haben N = 70 Leitungen mit überwiegend langjähriger Berufserfahrung (Mittelwert = 15 Jahre) im Bereich Frühförderung (unter 5 Jahre = 17%; 5-10 Jahre = 27%; über 10 Jahre = 56%) teilgenommen. Die Tätigkeitsdauer als Einrichtungsleitung lag bei durchschnittlich 8 Jahren (unter 5 Jahre = 49%; 5-10 Jahre = 17%; über 10 Jahre = 34%). Der Großteil der Leitungen kommt aus dem Berufsfeldern „Pädagogik“ (71%) und/oder „Psychologie“ (33%), weniger Leitungen aus dem medizinisch-therapeutischen Bereichen Ergotherapie (14%), Physiotherapie (9%) und Logopädie/Sprachheilpädagogik (13%) (Mehrfachnennungen möglich).
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, nahmen Leitungen aus allen bayerischen Bezirken teil, mit der höchsten Beteiligung von Leitungen aus Oberbayern.
Abbildung 1: Bezirke der teilnehmenden Einrichtungen/Leitungen.
Abbildung 2 zeigt, dass ein Großteil der Leitungen bereits Veranstaltungen zum Thema Autismus-Spektrum-Störung, insbesondere Vorträge/Tagungen und Fortbildungen (eintägig = 50%; mehrtägig = 20%; beides = 30%) besucht hat.
Abbildung 2: Welche Veranstaltungen zum Thema Autismus-Spektrum-Störung haben Sie bereits besucht?
Das in den Veranstaltungen erworbene Wissen wurde von mehr als der Hälfte der Leitungen als praxisrelevant eingeschätzt (Abbildung 3).
Abbildung 3: Inwieweit schätzen Sie das erworbene Wissen als praxisrelevant ein?
Einrichtungsbezogene Angaben
Die Leitungen gaben an, dass ihrer Einschätzung nach durchschnittlich 14,5% der Kinder mit der Thematik Autismus-Spektrum-Störung jährlich in ihrer Einrichtung gefördert werden. Abbildung 4 zeigt, dass die Spannweite sehr groß ist und von 1% bis 75% reicht.
Abbildung 4: Wie viel Prozent der Kinder mit der Thematik Autismus-Spektrum-Störung werden Ihrer Einschätzung nach jährlich in Ihrer Einrichtung gefördert?
Im Durchschnitt verfügen laut Leitungen 73% der fest angestellten Mitarbeiter*innen über Basiswissen (z.B. diagnostisches Wissen, Ursachen, Symptomatik) und 24% über konkretes Methodenwissen (z.B. zu TEACCH, DIRFloortime, PECS) zum Thema Autismus-Spektrum-Störung. In 40% der Einrichtungen hat mindestens ein/eine Mitarbeiter*in eine vertiefende Qualifizierung im Bereich Autismus-Spektrum-Störung (Autismustherapie, Fachberatung für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung).
Abbildung 5 verdeutlicht das Ausmaß der empfundenen Herausforderung in der Arbeit mit Kindern mit ASS in folgenden Aufgabenbereichen:
- Früherkennung/Screening
- direkte Arbeit mit dem Kind
- direkte Arbeit mit den Erziehungsberechtigten
- Einrichtungssuche (Kindertageseinrichtung, Schule)
- Teilhabe in einer Einrichtung/ Beratung von pädagogischen Fachkräften (Kitas)
- weitere Umfeldgestaltung (z.B. Freizeitgestaltung, Kontakt mit SPZ)
Als besonders herausfordernd wird neben der direkten Arbeit mit dem Kind die Einrichtungssuche und Zusammenarbeit mit den Einrichtungen empfunden.
Abbildung 5: Inwieweit stellt die Arbeit mit Kindern mit ASS Ihrer Einschätzung nach eine Herausforderung für Ihre Frühförderstelle dar (von 0 = gar nicht herausfordernd bis 6 = sehr herausfordernd)?
In zwei offenen Fragen wurden die Leitungen gebeten anzugeben, welche Herangehensweisen/Methoden/spezielle Angebote/Unterstützung von Mitarbeiter*innen sich im Umgang mit diesen Herausforderungen in ihrer Frühförderstelle als hilfreich bewährt haben (Abbildung 6) und welche Formen der Unterstützung (z.B. Weiterbildung, Beratung, Vernetzung von Mitarbeiter*innen) die Frühförderstellen benötigen würden, um noch besser mit diesen Herausforderungen umgehen zu können (Abbildung 7).
Besonders hilfreich sind nach Einschätzung der Leitungen der Einsatz konkreter Methoden (z.B. TEACCH), die Vernetzung mit externen Stellen sowie der kollegiale Austausch und Fallbesprechungen im Team. Unterstützungsbedarf sehen die Leitungen vor allem in Bezug auf Fort- und Weiterbildungen (u.a. zu Methodenwissen, Ideen zur Fördergestaltung, Elternberatung), den Kontakt und Informationen zu externen Vernetzungspartnern (z.B. SPZs, autismusspezifische Beratungsstellen) und den allgemeinen Ausbau der Versorgung (u.a. in SPZs, HPTs, I-Kitas).
Abbildung 6: Welche Herangehensweisen/Methoden/spezielle Angebote/Unterstützung von Mitarbeiter*innen haben sich im Umgang mit diesen Herausforderungen in Ihrer Frühförderstelle als hilfreich bewährt?
Abbildung 7: Welche Formen der Unterstützung (z.B. Weiterbildung, Beratung, Vernetzung von Mitarbeiter*innen) würden Sie in Ihrer FFS benötigen, um noch besser mit diesen Herausforderungen umgehen zu können?
Zuletzt wurden die Leitungen nach bestehenden Kontakten zu bestimmten Vernetzungspartnern gefragt. Dieser besteht vor allem zu Autismuskompetenzzentren und SPZs (Abbildung 8). Zudem konnten die Leitungen Angaben zu weiteren Einrichtungen machen, mit denen sie Kontakt haben. Hier wurden unter anderem Kinderärzte, Kinder- und Jugendpsychiater, MSD/MSH Autismus und verschiedene Beratungsstellen genannt. Die Vernetzung bzw. Kontakthäufigkeit wurde für alle genannten Einrichtungen weder als besonders gut noch als besonders schlecht (mittlerer Skalenwert = 3) eingestuft, wobei die Vernetzung mit Autismuskompetenzzentren und SPZs als besser eingeschätzt wurde als zu den anderen Einrichtungen (Abbildung 9).
Abbildung 8: Mit welchen Einrichtungen/Organisationen hat Ihre FFS in Bezug auf das Thema Autismus-Spektrum-Störung bereits Kontakt?
Abbildung 9: Wie gut schätzen Sie die Vernetzung/Kontakthäufigkeit Ihrer FSS mit den genannten Einrichtungen/Organisationen ein (von 1 = sehr schlecht bis 5 = sehr gut)?
Wir bedanken uns hiermit bei allen Leitungen der Frühförderstellen, die an der Umfrage teilgenommen haben. Ihre Antworten lassen erkennen, wie präsent und herausfordernd die Thematik in den Frühförderstellen ist und wie wichtig insbesondere sowohl die Vermittlung konkreten methodischen Wissens als auch der interne Austausch und die externe Vernetzung mit anderen Einrichtungen/Stellen sind.
Ihre Angaben geben uns erste wichtige Anhaltspunkte für die Planung von bedarfsgerechten Angeboten sowie wertvolle Anregungen für weitere Formate und Materialien und den Ausbau der externen Vernetzung.
Rückmeldungen und weitere Ideen sind uns jederzeit herzlich willkommen unter autis@affby.de.
Das AuTiS-Projektteam der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern
Dr. Marina Kammermeier & Victoria Lang